Wie es weiterging...

Als ich "Unser Trauerweg" schrieb, war es Anfang des Jahres 2002. Nun haben wir schon März 2003 und ich will einmal berichten, wie es uns in den vergangenen Monaten ergangen ist.

Der schwerste Schritt war für mich im Jahr 2002 die Rückkehr in meinen Beruf. Auch wenn ich ganz lieb im Büro empfangen wurde, so war es doch mit das steinigste Stück Trauerweg. An meinem Schreibtisch zu sitzen, wo ich doch eigentlich mein Baby zu Hause im Arm halten sollte, hat mir fast die Füsse unter dem Boden weggezogen. Mit der Zeit und zunächst einmal verkürzter Stundenzahl habe ich dann aber doch nach und nach wieder in das Arbeitsleben zurückgefunden. Allerdings haben mich lange Zeit doch schwere Konzentrationsstörungen begleitet.

Im Jahr 2002 habe ich auch mit einer Gesprächstherapie begonnen, da noch oftmals viele dunkle Gedanken bei mir zu Hause waren und ich mir einige Impulse von einer solchen Therapie erhoffte. Allerdings habe ich mit der Therapie dann doch wieder nach einigen Monaten aufgehört, da ich nicht das Gefühl hatte, dadurch vorwärts zu kommen. Aber ich habe auch einige gute Denkansätze mitgenommen!  Nur hatte ich das Gefühl, dass meine Therapeutin eigentlich nicht der Meinung war, dass ich eine Gesprächstherapie brauchen würde und so fand ich die Sitzungen immer ein wenig "verkrampft",  als würden wir angestrengt nach einem Therapiegrund suchen. Vielleicht ist aber auch so, dass ich in den Monaten der Therapie große Schritte auf meinem Trauerweg zurückgelegt habe, so dass ich das Gefühl hatte, nicht wirklich etwas mit der Therapie erreichen zu können.

Celia´s erster Jahrestag war am 01.09.2002 und wir haben diesen Tag ganz in Gedanken bei unserer kleinen Maus verbracht. Dieser Tag war der Tag, vor dem ich am meisten Angst hatte. Keine Gedanken, Gespräche und Vorstellungen können einen vorbereiten, auf das was an einem solchen Tag auf uns einstürmen wird. Dieser Tag muss gelebt und durchlebt werden. Neben der wahnsinnigen Trauer, den Tränen, den so lebendigen Erinnerungen habe ich aber auch ein wenig Frieden empfunden. Frieden in der Liebe und der Sehnsucht nach Celia. Es war ein wunderschöner Sonnentag und im Nachhinein kann ich sagen, dieser Tag war ebenfalls ein Meilenstein auf unserem Trauerweg.

Im Oktober 2002 haben wir den für uns wichtigsten Schritt in diesem Jahr unternommen... Wir sind in eine neue Wohnung gezogen, am Stadtrand von Berlin. Für mich war es eine große Erleichterung. Oft habe ich mich in der alten Umgebung so gefühlt, als würde ich einen Stempel mit der Aufschrift "Vorsicht Trauernde" tragen und viele Leute im Bekanntenfeld haben nie gewusst, wie sie sich uns gegenüber verhalten sollen, auch wenn wir noch so sehr versucht haben mit unserer Trauer offen umzugehen. In der neuen Umgebung kennt niemand unser "Schicksal" und ich kann für mich entscheiden, wem ich von Celia erzählen möchte. Ausserdem wohnen wir jetzt mehr ausserhalb, näher zu Wäldern und Seen im Land Brandenburg und der Bezug zur Natur tut mir ausgesprochen gut. Mit dem Umzug kam auch die Zeit, wo wir innerlich immer mehr eine kleine Kinderseele zu uns einladen konnten und wir beschlossen auf Verhütung zu verzichten. Der Kinderwunsch und eine neue Schwangerschaft waren Ende des Jahres 2002 unser zentraler Punkt, um den sich gedanklich alles drehte.

Anfang Januar hielt ich dann tatsächlich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Allerdings kam alles anders, als wir es uns erhofft hatten. Von Beginn an, hatte ich ein seltsames Gefühl, welches ich mir nicht so recht erklären konnte. Im Ultraschall war dann beim Arzt zunächst auch nichts ausser einer gut aufgebauten Gebärmutterschleimhaut zu erkennen. Einige Tage später zeigte sich dann die Fruchthöhle.. aber das ungute Gefühl blieb. Unmittelbare Freunde schoben mein Gefühl auf die Angst, mit der ich einer neuen Schwangerschaft begegnen würde. Mein Gefühl hat mich nicht getrogen... Am 29.01.2003 bestätigte sich der Verdacht, dass sich in der Fruchthöhle kaum embryonales Gewebe entwickelte und am 30.01.2003 musste ich unsere kleine Kaulquappe gehen lassen... Die ärztliche Diagnose lautete nüchtern: "Missed Abortion - verhaltene Fehlgeburt"... Nie, werde ich die Autofahrt vom meinem Frauenarzt nach Hause an diesem Tag vergessen... die Gedanken, Gefühle, die Fassungslosigkeit und die Traurigkeit.

Nun haben wir März 2003 und neben der Trauer um unsere kleine Kaulquappe und um Celia befindet sich doch auch sehr viel Stärke in mir. Eine Stärke, von der ich nie gedacht hätte, dass ich diese haben könnte. 

Wir gehen weiter unseren Weg. Momentan versuchen wir, dass nicht der Kinderwunsch der zentrale Punkt ist, um den sich alles dreht. Wir wollen alles auf uns zukommen lassen. Zur Zeit versuchen wir unser Leben zu leben, ohne dass der Gedanke, ob wir jemals ein lebendes Kind haben werden, alles beherrscht... und es geht uns ganz gut auf diesem Weg... Vielleicht wird irgendwann auch wieder eine Kinderseele die Einladung zu uns annehmen, aber wir leben nicht mehr jeden Tag nur mit dem Gedanken an eine weitere Schwangerschaft...

Nie hätte ich gedacht, dass ich die Kraft zum Weitergehen finden würde, aber doch ruht sie anscheinlich in mir... und ich habe akzeptiert, dass die Trauer um Celia und um meine Kaulquappe ein Teil von mir ist. Ein Faden zwischen den anderen, die meine Persönlichkeit ergeben. Etwas, das zu mir, zu meinem Charakter gehört... etwas, das mich immer begleiten wird... mal mehr-mal weniger intensiv...

Und ich habe eines noch immer...

HOFFNUNG...

 

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